Corneliu Dan Georgescu: Der Zyklus "Atemporal Studies" (ab 1980) Corona Borealis (1980 konzipiert und 1990 revidiert) ist der Grundstein des Zyklus elektronischer Musik Atemporal Studies - einer für mich neuen, aber lange angestrebten und radikalen Orientierung auf eine meditative Musik der inneren Ruhe und des Friedens. Es geht nicht um Melodien oder Rhythmen im traditionellen Sinne, sondern um zyklische, elementare, archetypale Strukturen, die, durch ihren abstrakten Charakter, durch ihre geometrische, zeitlose Objektivität auch einen gezielten therapeutischen Effekt haben können. Ebenso untraditionell ist die Form strukturiert, die keine Themen, Segmentierung kennt: Wie auch in den anderen Stücken des Zyklus ist die Musik als ein einheitlicher, unendlicher Prozeß gedacht, da die übereinander gelagerten Schichten immer neue Kombinationen von ursprünglichen, grundlegenden Strukturen generieren. Bis jetzt zählt der Zyklus ca. 30 Stücke und Projekte.  Crystal Silence (1989) ist das erste Werk, daß ich in Deutschland, nach meiner Emigration, komponiert habe, in einer schwierigen Phase, in der alles um mich hoffnungslos zu sein schien. Die Musik ist inspiriert von der uralten Idee, daß glockenartige – klare, metallische, kristall-artige - Klänge eine wohltuende Wirkung haben, daß sie – so die fernöstliche Esoterik – „die bösen Geister vertreiben„ und eine Art Schutz-Zone um sich gestalten. Einige Atemporal Studies verwenden systematisch solche Klänge.  Aequilibrium (1994), ein Atemporal Study von 1994, behandelt pendelnde, schwankende Musikstrukturen, die sich ein Gleichgewicht suchen. Die Musik suggeriert aber, daß kein statisches Gleichgewicht möglich sei, da sie auf einem symmetrischen harmonischen, immer um sich selbst kreisenden Schema beruht, das kein Zentrum hat; das Gleichgewicht ist auf einer anderen Ebene zu suchen und besteht vielleicht eben im Akzeptieren ewiger Bewegung und zyklischer Veränderungen.   Corneliu Dan Georgescu: "Dialog mit Cis Moll" (2002) In dem Klavierstück "Dialog mit Cis Moll" geht es um die Interferenz zwischen verschiedenen instabilen, beweglichen, wechselbaren, teilweise chaotischen Strukturen und einer einzigen stabilen, unveränderlichen, klaren Struktur - Struktur, die - trotz ihrer unregelmäßigen Erscheinungen und relativ langen Abwesenheiten - sich als eine ständige Präsenz durchsetzt. Von beiden Seiten gibt es Versuche, diese Opposition zu überwinden, indem einerseits die chaotischen Strukturen sich einigermassen organisieren, andererseits die stabile Struktur (die eher als eine Obsession als ein Zentrum fungiert) ihre Erscheinungsformen variiert, ohne daß ein realer Kontakt zwischen diesen zwei Welten stattfinden zu können. "Dialog mit Cis Moll" wurde speziell für dieses Konzert komponiert und ist Aurèle Stroë gewidmet.